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Künstler

Michael Wutz in 'Auf dem Weg zum Motiv'

Auf dem Weg zum Motiv. Zeitgenössische Künstler treffen auf Willi Baumeister

26. Januar bis 06. April 2019

Willi Baumeister (1889-1955) zählt zu den großen Pionieren der Abstraktion in Europa. Neben seiner wegbereitenden Funktion für die gegenstandslose Kunst der Nachkriegszeit umfasst sein künstlerisches Vermächtnis viele weitere Facetten, die als zentrale Errungenschaften der Klassischen Moderne gelten: Baumeister vertrat eine gattungsübergreifende Kunstauffassung, die sowohl in seinen architekturbezogenen Gemälden, als auch seinen Aufträgen für Typographien, Bühnenbilder und Stoffdrucke ihren Ausdruck fand. Der Einbezug von prähistorischer und indigener Kunst sowie Baumeisters außergewöhnlicher Erfindungsgeist in der Zeichnung bilden weitere Charakteristiken seines Werks.

Die Ausstellung Auf dem Weg zum Motiv. Zeitgenössische Künstler treffen auf Willi Baumeister würdigt Baumeisters Œuvre in seinem 130. Geburtsjahr, indem ausgewählte Werke erstmals in Bezug zu zeitgenössischen Positionen gesetzt werden. Die acht internationalen, überwiegend jungen Künstler verfolgen in ihrem Werk Interessen, die Baumeister auf je unterschiedliche Weise verbunden sind und einen aktualisierten Dialog mit seinem Schaffen ermöglichen.

Edouard Baribeaud (*1984, Versailles) schuf für die Ausstellung ein Werk, das sich auf einen Bühnenvorhangentwurf Baumeisters bezieht. Sein Einbezug verschiedenster dekorativer und handwerklicher Techniken ist Ausdruck seiner Kunstauffassung, die wie Baumeister keine Unterscheidung zwischen der bildenden und angewandten Kunst kennt. Diese Haltung verkörpert auch Lubna Chowdhary (*1964, Tansania), deren modulatorische Kompositionen von Keramikkacheln Baumeisters seriellem, prozesshaften Arbeiten verbunden sind. Manisha Parekh (*1964 in Gujarat/Indien) entwickelte in ihren Gemälden und Zeichnungen eine von geometrischen und organischen Formen getragene Bildsprache, die an Baumeisters graphisches Werk erinnert. Im Spannungsfeld zwischen natürlicher und konstruierter Form entfaltet sich auch Claire de Santa Colomas (*1983, Buenos Aires) skulpturale Praxis. In Auseinandersetzung mit ikonischen Formen der Klassischen Moderne bezieht sie sich in dieser Ausstellung auf Baumeisters Serie der Fliegenden Formen. In den Gemälden von Andreas Schulze (*1955, Hannover) werden abstrakte Formen und Ornamente, wie sie in Baumeisters Werken ihren Platz als Teil einer Gesamtkomposition hatten, durch extreme Vergrößerungen, plastische Modellierung oder biomorphe Eigenschaften zu eigenmächtigen Protagonisten. Anna Virnichs (*1984, Berlin) Kompositionen aus Stoff zeigen überraschende Parallelen zu Baumeisters konstruktivistischen Gemälden der 1920er und laden die abstrakte Formensprache mit einer körperlich-sinnlichen Dimension auf. Pedro Wirz’ (*1981, São Paulo) Untersuchung der Konstruktion und Ästhetik des Mythischen bietet knapp ein Jahrhundert nach Willi Baumeister eine zeitgenössische Perspektive auf den „Primitivismus“ der Klassischen Moderne. Diesen Anknüpfungspunkt teilt auch Michael Wutz (*1979, Ichenhausen), der wie Baumeister seinen reichen Kosmos an Formen und Motiven aus eigenen archäologischen Funden schöpft und seine weitreichenden Kenntnisse zu simulierten historischen Forschungsberichten verarbeitet.

Galerie Klaus Gerrit Friese
Meierottostraße 1
10719 Berlin

Weitere Informationen: https://www.galeriefriese.de/ausstellungen/baumeister-2019/